"THE BROKEN CIRCLE BREAKDOWN"

Der BERLINALE-Publikumsliebling (Panorama) läuft ab Donnerstag im Kino
von den Berlinale-Korrespondenten Peer Kling und Elisabeth Niggemann


THE BROKEN CIRCLE BREAKDOWN ist der vierte Film des 1977 in Gent geborenen flämisch-belgischen Regisseurs Felix van Groeningen. Der Film hat bei der diesjährigen BERLINALE den Panorama-Publikumspreis gewonnen. Er erzählt die tragische Liebesgeschichte zwischen Elise (Veerle Baetens) und Didier (Johan Heldenbergh).

Didier versucht seinen amerikanischen Traum im belgischen Flandern zu verwirklichen. Er spielt Banjo in einer Bluegrass Band. Elise besitzt einen Tattoo-Shop. Die beiden lernen sich per Zufall kennen. Obwohl beide ein Leben jenseits der Norm bevorzugen, sind ihre innerlichen Befindlichkeiten doch sehr gegensätzlich, was aber erst durch die Prüfung eines harten Schicksals deutlich wird. In der von einer beschwingten Leichtigkeit getragenen Anfangsphase finden sie als Familie und auch in der Bluegrass Band zusammen. Doch dann erkrankt die gemeinsame Tochter Maybelle (Nell Cattrysse) an Krebs und alles wird anders.



THE BROKEN CIRCLE BREAKDOWN ist eine gelungene Synthese aus Musikfilm und Filmdrama, offen für Träume und stets auf der Suche nach dem Glück in einem unkonventionellen Leben. Die Bluegrass-Musik geht parallel mit den Schwingungen des Pendelschlags starker Emotionen.

Der schmissige Trailer lenkt die Zuschauer-Erwartungen vor allem durch die beschwingte Musik möglicherweise in eine falsche Richtung. Wie der Titel schon andeutet, ist THE BROKEN CIRCLE BREAKDOWN keine leicht verdauliche Kost, aber eine, auf die man nicht verzichten möchte.

Die ab 1937 maßgeblich von dem Mandolinen-Spieler Bill Monroe als eine Kategorie des Country entwickelte Bluegrass Musik hatte ursprünglich ihre Heimat in den Bergen von Kentucky und Tennessee. Die in der Besetzung von Fiddle, Bass, Banjo (das Instrument von Didier), Gitarre, Mandoline und Gesang dargebotene Musik diente früher wie auch jetzt im Film dazu, die Mühsal und das Elend des Alltags und des Lebens zu überwinden und Trost zu spenden.

Der Film ist ganz bewusst nicht linear, sondern stark verschachtelt erzählt. Die Zick-Zack-Kurven der Erinnerung lassen die Vergangenheit nochmals Revue passieren mit dem Wunsch sie zu bewältigen und zu verstehen.

Wir möchten nicht zu viel von der eigentlich recht einfachen Handlung vorwegnehmen, die sich am Ende des Films aber noch einmal sehr verdichtet. Wir möchten eher ein Stimmungsbild weiterreichen .Ihr könnt Euch auf einen "Taschentuchfilm" freuen, der nicht zu langen Diskussionen unmittelbar danach einlädt. BROKEN CIRCLE ist aber ein Film, über den man noch lange sprechen wird und dessen eindringliche Intensität der von "DEAD MAN WALKING" gleichkommt. Auch wenn dies zwei völlig verschiedene Filme sind, so haben sie ein nicht unwesentliches Detail dann doch gemeinsam.

THE BROKEN CIRCLE hat in seiner Synthese aus berührenden Klängen und der eingängigen Geschichte das Zeug zum Kultfilm. Wir haben den belgischen Film für die Belgisch Niederländisch Deutschen Filmtage in Hückelhoven vorgeschlagen, ein kleines aber sehr feines Festival jedes Jahr, immer am dritten Novemberwochenende in der Aula des Gymnasiums in Hückelhoven. Und wer nicht warten möchte, hat ab morgen im Kino die Chance. Der Kinostart wird in einigen Städten Deutschlands von Auftritten der Original-Filmband begleitet.


THE BROKEN CIRCLE BREAKDOWN ist der vierte Film des 1977 in Gent geborenen flämisch-belgischen Regisseurs Felix van Groeningen (Foto: Verleih)


Elise und Didier (Veerle Baetens, Johan Heldenbergh), Foto: Verleih


Das gemeinsame Töchterchen Maybelle mit ihrem Vater Didier (Nell Cattrysse, Johan Heldenbergh), Foto: Verleih