BERLINALE 2015 - "Als wir träumten"

Großes Medieninteresse nach der Vorstellung von: "Als wir träumten". V.l.n.r.: Frederic Haselon (Paul), Joel Basman (Mark), Julius Nitschkoff (Rico), Regisseur Andreas Dresen, Merlin Rose (Dani), Ruby O.Fee (Sternchen), Marcel Heuperman (Pitbull), Wolfgang Kohlhaase (Drehbuch). 
Foto: Peer Kling

Er hat sich alles ausgedacht. Romanautor Clemens Meyer auf der Pressekonferenz zu "Als wir träumten". Foto: Peer Kling



"Als wir träumten" von Andreas Dresen kam gerade schon in die Kinos

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Von unseren Berlinale-Korrespondenten Peer Kling und Elisabeth Niggemann



Andreas Dresen hat die Begabung für das Drama in die Wiege gelegt bekommen. Seine Väter, der echte und der Ziehvater waren Theaterregisseure, die Mutter Schauspielerin. "Als wir träumten" ist ein Drama, ein Traum mit bösem Erwachen. Nur einige kommen mit einem blauen Auge davon. Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase formuliert es so: "Die Jungs fragen: "Was kostet die Welt?" Dann merken sie, dass die Welt schon verkauft ist."

Worum geht es? Der zugrundeliegende gleichnamige Erfolgsroman von Clemens Meyer wird angepriesen mit den Worten: "Nach den Kinderspielen kommen die Kämpfe: Rico, Mark, Paul und Daniel wachsen auf im Leipzig der Nachwendejahre, zwischen Autoklau, Alkohol und Angst, zwischen Wut und Zerstörung. Jede Nacht ziehen sie durch die Straßen. Sie feiern, sie klauen, sie fahren ihr Leben gegen die Wand. Sie sind frei und dem Leben ausgeliefert. Mit direkter, wütender, sensibler und authentischer Stimme erzählt dieser Roman von dem Traum, dass irgendwo ein besseres Leben wartet."
Der Film zeigt die Träumer sozusagen vor (noch DDR) und nach (schon BRD) dem Stimmbruch. Bruch ist überhaupt das Stichwort, Stimmbruch, Umbruch, Einbruch, Zusammenbruch. Was in der DDR mit hoffnungsfrohen Augen der Kinder beginnt, hört in der BRD auf, hört auf zu träumen, hört auf zu leben. Die Gruppe zerbricht. Es bleibt ein fahler Geschmack von Enttäuschung und Leere. Für die Zeit dazwischen findet der Film harte Bilder, die ab und zu von etwas Zärtlichkeit kontrastiert werden.



In der Pressekonferenz gibt Andreas Dresen Auskunft. Der 1963 in Gera Geborene habe zwar eine DDR-Sozialisation als Kind erlebt, habe sich aber nicht in Kreisen bewegt, wie der Film sie beschreibt. Auch sei er eher der Gitarren-Typ, aber er habe die Techno-Szene ja hautnah miterlebt. Um die "Super-Energie" der zu den fliegenden Fäusten passenden Hammer-Musik zu nutzen, mussten die Rechte von 36 Tracks geklärt werden. "Erst waren die Preise zu hoch, aber beim Verhandeln haben wir alles bekommen, was wir wollten," erklärt Produzent Peter Rommel, der übrigens auch "Feuchtgebiete" produziert hat. Eine Journalistin beklagt die Männerlastigkeit. "Geben Sie mir das tolle Buch und ich mache gerne den nächsten Film über das Heranwachsen von Frauen." So das freundliche Angebot von Andreas Dresen, dem auch nicht so wichtig war, "dass jede Türklinke stimmt. Der Film sollte den Geist dieser Zeit atmen, in der Atmosphäre der Gefahr."



Andreas Dresen und die Berlinale

Schon 1990 war er mit seinem 45minütigen Studentenfilm "So schnell es geht nach Istanbul" nach einer Geschichte von Jurek Becker zum ersten Mal Gast der Berlinale. Der Film lief in der Sektion "Neue Deutsche Filme". 
http://de.wikipedia.org/wiki/So_schnell_es_geht_nach_Istanbul

"Nachtgestalten" war Dresens Premiere im Wettbewerb. Es blieb 1999 bei der Nominierung zum Goldenen Bären, aber Michael Gwisdek trug für die Rolle des unglücklichen Geschäftsmanns Peschke Silber nach Hause. 
2002 dann der Silberne Bär der Jury für "Halbe Treppe". 
"Als wir träumten" ging im diessjährigen Wettbewerb leer aus. Der Regisseur sieht es in einem Interview des RBB so: "Mein wildester und kräftigster Film".

http://www.rbb-online.de/extra/2015/berlinale-2015/beitraege/Andreas-Dresen-Interview-als-wir-traeumten.html