Von unseren Berlinale-Korrespondenten Peer Kling und Elisabeth Niggemann
In Aki Kaurismäkis neuem Meisterwerk „Die andere Seite der Hoffnung“ finden nach 40 Minuten zwei Geschichten zusammen um dann zu einer zu verschmelzen. Khaled (Sherwan Haji) ist die Inkarnation des Flüchtlingselends schlechthin. Angeschmiert, verraten, mishandelt, beinahe ermordet und der Abschiebung entflohen trifft er im „Asphalt-Djungel“ von Helsinki auf die in Wikström (Sakari Kuosmanen) versteckte Menschlichkeit. Khaleds Überlebenstraining gewinnt an Qualität.
Aki Kaurismäkis Filme sind sofort als unverwechselbares Markenzeichen zu erkennen. Sein Alleinstellungsmerkmal besteht aus einer lakonischen Kombination von staubtrockenem Humor, großen Problemen schräger Figuren aus der Welt der Underdogs, Wenigverdiener und sonstigen Verlierern der Gesellschaft, gepaart mit einem oft so minimalistischen wie schrillen Set, das wie eine Theaterbühne wirkt. Eine statische Kamera fängt die feinen Bewegungen der Figuren mit ihren knappen Dialogen ein. Dass sich die Stoffe des berühmtesten finnischen Regisseurs für's Theater eignen, hat das Aachener Stadttheater im April 2013 bewiesen. In der Inszenierung „Lichter ziehen vorüber“ von Christina Rast kamen Motive aus den Filmklassikern „Lichter der Vorstadt“ und „Wolken ziehen vorüber“ zur Geltung. „Kaurismäkis Figuren sind für sich einsam, auf der Suche nach einem anderen einsamen Menschen, um dann gemeinsam einsam zu sein“, sagte Regisseurin Christina Rast vor knapp vier Jahren. In dem neuen Film „Die andere Seite der Hoffnung“ nun, finden die Schicksalsgemeinschaften jedoch zu echter Freundschaft. Aber Kaurismäki ist sich, seinem Stil, seinen Figuren und seiner Thematik über Jahrzehnte treu geblieben, auch wenn er mit „Le Havre“ internationaler wurde und sich nun als Weltenbürger engagiert dem weltweiten Thema der Flüchtlingsproblematik und des Fremdenhasses zuwendet. Auf der Pressekonferenz zu seinem Film fand er deutliche Worte, um die miserablen Zustände in der Welt und auch in Finnland anzuprangern.
Interessant und bewundernswert ist, dass er es auf fast magische Weise versteht, eine derart depremierende Thematik so zu gestalten, dass wir Tränen lachen mußten. In seinen Kaskaden der Komik setzt der „Lakomiker“ eben immer noch eine verblüffende Idee, einen Witz oder ein Überraschungsmoment oben drauf.
Und wie so oft bei Aki Kaurismäki spielt auch in diesem Film die Musik eine wesentliche Rolle bei der Lenkung der Zuschauer-Emotionen. Die Musikstücke im Film werden von Tuomari Nurmio, Ismo Haavisto, der Band „Marko Haavisto ja Poutakaukat“ sowie von Harri Marstio und Antero Jakoila gespielt. In der Pressekonferenz steht Sakari Kuosmanen auf und singt ein finnisches Lied a cappella. Der Applaus ist ihm sicher. „Es ist die Musik, die die melancholischen Seelen ohne Heimat verbindet,“ schreibt Kerstin Decker im Tagesspiegel.
Der Film kommt am Donnerstag, dem 30. März in die Kinos.
Popular Posts
-
BERLINALE 2013 - ein Vorbericht (zusammengestellt von Elisabeth Niggemann und Peer Kling) Vom 7. bis 17. Februar 2013 finden die 63. I...
-
Das Drehbuch "Die letzte Welt" von Autor Konradin Kunze gewinnt den einzigartigen Deutschen Animationsdrehbuchpreis des 18. Inter...
-
In der Aula des Gymnasiums Hückelhoven im Kreis Heinsberg fanden vom 20. bis 22. November 2009 die 38sten Belgisch Niederländisch Deutsche...
-
Von unseren Berlinale-Korrespondenten Peer Kling und Elisabeth Niggemann Im Eröffnungsfilm „ The Kindness of Strangers “ der Dänin Lone Sc...
-
Das FernsehKrimi-Festival in Wiesbaden findet dieses Jahr vom 7. bis zum 10. März zum achten Mal statt. In Kooperation mit dem Medienzen...

Labels
Filmfestival
Trailer
Filmposter
Drama
Thriller
Action
France
Komödie
News
FFI
Lateinamerika
Teaser
Berlinale
Berlin
Horror
Romantik
Cannes
Sci-Fi
Sequelmania
US
Comicverfilmung
Kurzfilm
Filmtage
Filmtipp
Kurzfilmfest
Fantasy
Abenteuer
Charakterposter
Remake
Review
Literaturverfilmung
Spanien
Krimi
Doku
Dreharbeiten
Filmpreis
Asia
Independent
Mexiko
FFF
Stuttgart
Aliens
Argentinien
Oscar
Schweiz
Historie
Nordische Filmtage
Terminator
Animation
Arthaus
Hamburg
Retro
Tarantino
3D
Abrams
Am Set
DVD
Kurzfilmwettbewerb
Türkei
Western
007
Belgien
Bruckheimer
Gewinnspiel
Kinocharts
Mystery
Setfoto
Sundance
TV
Biographie
Call-for-Entries
Scorsese
Star Trek
Dänemark
Filmbuch
Fun
Musical
Musik
Premiere
Star Wars
WebTV
Australien
Bollywood
Filmmusik
Italien
Kuba
Norwegen
Schweden
Venezuela
Bolivien
Brasilien
Chile
Featurette
Fundstück
GoldenGlobes
Guatemala
Kolumbien
Konzert
Korea
Kunstfilmtag
Murnau
Paraguay
Peru
Polen
Rotterdam
Stummfilm
Tournee
Uruguay
